Wann Gemüse im Haus vorziehen und wie?

Kennst du den richtigen Zeitpunkt, um Gemüse vorzuziehen? Wir zeigen, wann und wie Gemüse gesät wird und wie die Keimlinge am besten keimen und wachsen.

Immer wieder sind wir erstaunt, wenn aus einem kleinen Samenkorn eine ganze Pflanze entsteht. Kommt mit und beginnt, auf der Fensterbank auszusäen!

Warum Gemüse im Haus vorziehen?

Das erste Argument, warum man Gemüse im Haus vorzieht, ist offensichtlich. Gemüsepflanzen, die im Haus vorgezogen werden, haben einen Vorsprung vor den Pflanzen, die im Freien ausgesät werden. Bei einigen Pflanzen ist das Vorziehen im Haus sogar notwendig, um überhaupt ernten zu können. Denn viele wärmeliebende Gemüsearten können erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freiland gesät werden. Dann ist für diese Pflanzen die Zeit zu kurz, so dass ihre Früchte nicht bis zum Herbst reif werden. Wenn du hingegen die Gemüsearten im Haus vorziehst, haben die Pflanzen einige Wochen mehr Zeit zum Wachsen.
Ein weiteres Argument für das Vorziehen von Gemüse auf der Fensterbank ist, dass du keine Jungpflanzen in der Gärtnerei kaufen musst und eine viel größere Auswahl an Sorten hast, die du anbauen kannst. Außerdem weißt du, wie die Pflanzen angebaut wurden, da du sie ja selbst gesät hast. Und schließlich ist es viel billiger, Pflanzen aus Samen zu ziehen als Pflanzen in der Gärtnerei zu kaufen.

Welches Gemüse im Haus vorziehen?

Es gibt keine allgemeingültige Regel, welche Pflanzen man im Haus vorzieht und welche direkt ins Beet gesät werden. Im Allgemeinen gilt

Kälteempfindliche Pflanzen wie Tomaten, Auberginen, Paprika werden im Haus vorgezogen, ebenso die, die sich langsamer entwickeln wie Blumenkohl, Brokkoli, Kohl und Rosenkohl oder Sellerie.

Aber nicht jedes Gemüse mag im Haus vorgezogen werden. Vor allem Wurzelgemüse schätzt es gar nicht, wenn seine Wurzeln beim Wachsen gestört werden. Radieschen, Rettiche und Karotten werden daher besser gleich ins Freiland gesät. Auch Petersilie und Dill haben lange Pfahlwurzeln und werden nicht gerne verpflanzt, sondern besser gleich ins Freiland gesät. Radieschen und Erbsen wachsen so schnell und sind kältetolerant. Sie werden daher am besten direkt ins Beet gesät.

Gemüse, das du direkt ins Beet säst

Folgende Gemüsearten werden am besten direkt ins Beet gesät.

  • Bohnen (Phaseolus vulgaris)

  • Erbsen (Pisum sativum)

  • Grünkohl (Brassica oleracea var. Sabellica)

  • Karotten (Daucus carota subsp. sativus)

  • Kartoffeln (Solanum tuberosum)

  • Kohlrabi ((Brassica oleracea var. gongylodes)

  • Mais (Zea mays L.)

  • Pastinaken (Pastinaca sativa subsp. sativa)

  • Radieschen (Raphanus sativus var. sativus)

  • Rettich (Raphanus sativus)

  • Rote Bete (Beta vulgaris)

  • Rucola (Eruca sativa, Rucola coltivata )

  • Spinat (Spinacia oleracea)

  • Steckrüben (Brassica napus subsp. rapifera)

  • Zwiebeln (Allium cepa L.)

Gemüse, das du besser im Haus vorziehst

  • Auberginen (Solanum melongena)

  • Blumenkohl (Brassica oleracea var. Botrytis)

  • Brokkoli (Brassica oleracea var. italica)

  • Chili (Capsicum frutescens)

  • Kohl (Brassica)

  • Okra (Abelmoschus esculentus)

  • Paprika (Capsicum anuum)

  • Rosenkohl (Brassica oleracea var. gemmifera)

  • Sellerie (Apium graveolens L. var. rapaceum)

  • Tomaten (Lycopersicon esculentum)

Wann kann man mit dem Vorziehen von Gemüse im Haus beginnen?

Es ist nicht ganz leicht, den richtigen Zeitpunkt zum Vorziehen von Gemüse zu finden. Wenn man zu früh sät, kann es sein, dass die Pflanzen bereits aus ihren Töpfen wachsen, bevor sie ins Freiland gepflanzt werden können oder dass die Pflanzen zu wenig Licht bekommen. Dann besteht die Gefahr, dass sie vergeilen, weil sie sich nach dem Licht strecken.
Wenn man aber zu spät sät, kann es sein, dass die Pflanzen bzw. deren Früchte bis zum Herbst zu wenig Zeit zum Reifen haben.
Da der Zeitpunkt zum Vorziehen davon abhängt, welches Gemüse du ansäst, solltest du auf die Angaben auf dem Samentütchen achten.

Als Faustregel gilt, dass Gemüse sechs Wochen vor dem letzten Frost, das ist bei uns Mitte Mai, ausgesät werden sollte.

Das brauchst du zum Vorziehen von Gemüse

Zum Vorziehen von Gemüse brauchst du Anzuchterde, Pflanztöpfe oder Saatschalen und eventuell eine Pflanzenleuchte.

Anzuchterde
Am einfachsten ist es, spezielle Anzuchterde zu kaufen. Sie ist arm an Nährstoffen, was wichtig ist, da die Keimlinge dann kräftigere Wurzeln bilden und nicht so schnell in die Höhe schießen. Es ist aber auch möglich statt teurer Anzuchterde Kokoserde verwenden. Diese besteht aus den Fasern von Kokosnüssen und ist sehr durchlässig sowie nährstoffarm. Du kannst auch Holzfasern verwenden. Diese haben den Nachteil, dass sie sich schnell zersetzen.
Anzuchterde lässt sich selbst herstellen, indem man Kompost, Blumenerde und Sand zu gleichen Teilen mischt.

Pflanzgefäße
Du kannst in kleine Saatschalen, Kokostöpfe, Anzuchttöpfe oder Töpfe aus recycelten Materialien säen.

Saatschalen haben den Vorteil, dass du den vorhandenen Platz gut nutzt, da die Keimlinge am Anfang sehr klein sind. Vor allem bei sehr kleinen Samen ist es einfacher, sie in einer Pflanzschale auszusäen und später die Keimlinge in einzelne Töpfe zu pikieren.

Anzuchtplatten bestehen aus vielen kleinen Töpfen, die eine Platte bilden. Dadurch, dass jedes Pflänzchen in einem Topf wächst, wird verhindert, dass die Wurzeln ineinander wachsen und beim Umpflanzen auseinandergerissen werden müssen. Viele Anzuchtplatten sind mit passendem Untersetzer erhältlich, so dass die Pflanzen von unten gegossen werden können. Ein großes Loch unten sorgt für gute Drainage und leichtes Umpflanzen. Außerdem sind Anzuchtplatten langlebig.

Pflanztöpfe aus recycelten Materialien
Eierschalen, Eierkartons, Klopapierrollen, Jogurt-Becher und Milchkartons können als Pflanzgefäße verwendet werden. Hier findest du Anregungen für kostenlose Pflanzgefäße, die sich in jedem Haushalt finden.

Wie man Samen aussät

  • Fülle dein Pflanzgefäß mit Erde, so dass bis zum Rand noch etwa ein Zentimeter Platz bleibt, und drücke die Erde fest.

  • Mache mit dem Finger oder einem Stift ein kleines Pflanzloch uns lege die Samen hinein. Achte auf die Angaben auf dem Samentütchen, wie tief die Samen in die Erde gebracht werden müssen. Denn die Samentiefe ist entscheidend, wie gut die Samen keimen, da es Licht- und Dunkelkeimer gibt. Dünne Samen werden meistens ausgestreut. Von anderen Samen werden drei bis fünf Samen in einen Pflanztopf gegeben und später ausgedünnt. Große Samen werden einzeln in ein Pflanztöpfchen gesteckt.

  • Bedecke die Samen mit so viel Erde, wie es auf dem Samentütchen angegeben ist.

  • Beschrifte Pflanzetiketten und stecke sie in die Töpfe. Das ist besonders wichtig, wenn du verschiedene Sorten eines Gemüses säst. Notiere dir auch das Datum der Aussaat.

  • Gieße die Erde mit einer Sprühflasche.

Gleichmäßige Wärme und Luftfeuchtigkeit

Damit Samen keimen brauchen sie Wärme und Wasser. Zum Keimen ist die Bodentemperatur wichtiger als die Lufttemperatur. Wenn du genau sein möchtest und die für die ideale Keimtemperatur sorgen möchtest, solltest du ein Bodenthermometer anschaffen. Welche Temperatur die Samen zum Keimen brauchen hängt sehr von der Gemüseart ab. Diese ist normalerweise auf dem Samentütchen angegeben.
Um die Keimung zu beschleunigen, kannst du eine Wärmeplatte verwenden oder die Saattöpfe über eine Heizung stellen. Achte aber darauf, dass es nicht zu heiß wird.

Damit die Erde nicht austrocknet, solltest du die Anzuchttöpfe in ein Zimmergewächshaus stellen oder mit Folie abdecken. Steche in die Folie einige Löcher, damit Luft an die Erde gelangt und Schimmel vermieden wird. Nimm die Folie ab, wenn mehr als die Hälfte der Samen gekeimt sind, damit die Pflänzchen mehr Licht bekommen.

Für ausreichend Licht sorgen

Das größte Problem beim Vorziehen von Gemüse ist fehlendes Licht. Je früher du mit dem Vorziehen auf dem Fensterbrett beginnst, desto größer ist der Lichtmangel, da im Winter die Tage noch kürzer sind und die Sonne schwächer scheint.
Bei zu wenig Licht strecken sich die Keimlinge dem Licht entgegen und werden lang und dünn. Wenn du gerne früh im Jahr mit dem Vorziehen von Pflanzen beginnst, kann sich daher die Investition in eine Pflanzenlampe lohnen.
Die Lampe sollte in der Höhe verstellbar sein, so dass sie etwa 10 bis 15 Zentimeter oberhalb der Pflänzchen leuchtet. So wird es den jungen Pflanzen nicht zu warm und sie erhalten gutes, starkes Licht.
Die Pflanzenleuchte sollte etwa 15 bis 16 Stunden am Tag angeschaltet sein. Bedenke, dass auch Pflanzen eine Ruhephase brauchen.

Keimlinge pikieren

Wenn du Samen in einer Saatschale ausgesät hast, musst du die Pflänzchen pikieren, sobald sie zwei Blattpaare haben. Du solltest das Pikieren nicht hinauszögern, denn die Keimlinge stehen sehr eng und wetteifern um Licht, so dass sie schnell vergeilen. Du kannst die Keimlinge tiefer in ihren Pflanztopf setzen, um sie zu stärken.
Gieße die Keimlinge nach dem Pikieren gut an und halte die Erde in der folgenden Zeit gleichmäßig feucht, aber nicht zu nass.
Eine ausführliche Anleitung zum Pikieren findest du hier.

Junge Gemüsepflanzen abhärten

Bevor die jungen Gemüsepflanzen nach den Eisheiligen ins Freiland umziehen, müssen sie „abgehärtet“ werden. Damit ist gemeint, dass die Gemüsepflänzchen langsam an die Bedingungen im Freiland gewöhnt werden.

  • Stelle die jungen Gemüsepflanzen sieben bis 10 Tage bevor du sie ins Freiland pflanzt, für eine Stunde an einen geschützten und schattigen Platz.

  • Lasse die Pflanzen am Anfang nur eine Stunde draußen. Verlängere den Zeitraum jeden Tag, bis die Pflanzen den ganzen Tag im Freien verbringen. Hole sie jeden Abend wieder ins Haus, denn es könnten noch Nachrtfröste auftreten.

  • Halte die Erde während dieser Zeit gleichmäßig feucht.

  • Pflanze die Gemüsepflänzchen nach Möglichkeit an an einem bewölkten Tag ins Freie.

  • Um die Pflanzen an den Wind zu gewöhnen, berühre die Blätter vorsichtig. Das ahmt den Wind nach und die Pflanzen werden stabiler.

  • Statt die jungen Pflanzen täglich ins Freie und wieder ins Haus zu bringen, kannst du sie auch in einen Frühbeetkasten stellen und die Abdeckung jeden Tag etwas länger zu öffnen.

Bildnachweis:

Tomaten Keimlinge, Foto von Francesco Gallarotti

Keimlinge in Klopapierrollen, Foto von Jonathan Kemper

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