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Kartoffeln vorkeimen, setzen, pflanzen, pflegen

Kartoffeln kannst du selbst anbauen, im Beet und sogar im Topf. Wir geben Tipps, wann und wie tief du sie setzen musst, zur Pflege und welche Kartoffeln du anbauen kannst.

Allgemeine botanische Information

Die Kartoffel, oder auch Erdapfel, Erdbirne, Potaten und Grundbirne genannt, heißt mit lateinischem Namen Solanum tuberosum und gehört zur Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Die Kartoffelpflanze kann bis über einen Meter hoch werden und bildet unterirdisch oder knapp über dem Erdboden knollentragende Stolonen (Ausläufer) aus. Diese dienen der Pflanze zur vegetativen Vermehrung und sind die einzigen Teile der Pflanze, die für unseren Verzehr von Bedeutung sind.

Standort und Boden

Als optimal für den Anbau von Kartoffeln gilt ein warmer, sonniger Standort.

Der Boden sollte humos, tiefgründig, sandig und locker aber nährstoffreich mit gutem Wasserhaltevermögen sein. Einen Boden, der zu Staunässe neigt, sowie einen Boden mit hohem Steinbesatz solltest Du für den Anbau von Kartoffeln meiden.

Die Kartoffel ist frostempfindlich und sollte daher erst bei anhaltend frostfreier Witterung gepflanzt werden. Im Sommer ist feuchtwarmes Wetter aufgrund von verschiedenen Krankheiten ungünstig.

Die Kartoffel zählt zu den Starkzehrern und benötigt daher viele Nährstoffe. Zur Düngung kannst Du beispielsweise Hornmehl, verrotteten Rinderdung, Kompost oder Gesteinsmehl im Herbst in den Boden einarbeiten. Vor der Pflanzung kannst Du anschließend nochmals einen Langzeit-Volldünger einarbeiten (ungefähr 60 g/m²). Wenn die Pflanzen anfangen zu blühen, ist es nicht mehr notwendig, sie zu düngen. Davor kannst Du sie bei Auftreten von Mangelerscheinungen nochmals düngen.

Pflanzen und pflegen

Die Pflanzung von Kartoffeln erfolgt nicht über Jungpflanzen, sondern über Pflanzkartoffeln. Hierbei solltest Du darauf achten, nur zertifizierte Pflanzkartoffeln zu erwerben, da diese amtlich geprüft und dadurch frei von jeglichen Schaderregern sind sowie die sortentypischen Eigenschaften besitzen. Ein Nachbau der eigenen Kartoffeln ist zwar möglich, jedoch nicht zu empfehlen, da hierbei Krankheiten übertragen werden können sowie der Ertrag und die Qualität der Knollen abnehmen können.

Die erworbenen Pflanzkartoffeln solltest Du bis zur Pflanzung nicht in der Verpackung sondern möglichst ausgebreitet in Kisten lagern. Bei dieser Zwischenlagerung sollten die Kisten an einem kühlen, trockenen und luftigem Ort stehen.

Natürlicherweise besitzen die Pflanzkartoffeln eine Keimruhe. Deshalb solltest Du sie vor dem Auspflanzen vorkeimen. Zudem laufen die Pflanzen dadurch zügiger auf. Das Vorkeimen erreichst Du, indem Du die Pflanzkartoffeln in den Kisten mit der augenreichen Seite (Seite mit vielen Vegetationspunkten) nach oben legst. Anschließend stellst Du die Kiste an einen hellen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung bei ungefähr 10-12 °C und ungefähr 80 % relativer Luftfeuchte. Daraufhin bilden sich an der Knolle gesunde und kurze Triebe aus. Hierbei kann es sein, dass die Knollen grün werden, was kein Qualitätsmangel ist.

Wann Kartoffeln setzen?

Da die Kartoffel frostempfindlich ist, ist die Pflanzzeit der vorgekeimten Knollen ungefähr zwischen März und Mai bei stabil frostfreiem Wetter. Die Bodentemperatur sollte bei der Pflanzung ungefähr 8-10 °C betragen. Vor dem Pflanzen solltest Du die Temperatur der Knollen langsam an die Bodentemperatur am gewünschten Standort anpassen. Die einzelnen Knollen setzt Du im Abstand von ungefähr 60-80 cm zwischen den Reihen und je nachdem wie viele Augen die einzelnen Knollen haben auf einen Abstand von etwa 30-35 cm in der Reihe. Du solltest sie ungefähr so tief in den Boden setzten wie sie dick sind mit den vorgekeimten Trieben nach oben. Anschließend häufelst Du die Reihen leicht an und mulchst gegebenenfalls mit einem Rasenschnitt. Wenn die Keimlinge im weiteren Kulturverlauf ungefähr 10 cm aus der Erde ragen und, häufelst Du die Pflanzen erneut an, damit sich später keine grünen Knollen bilden. Diesen Vorgang wiederholst Du bei Bedarf mehrfach. Bei Frostgefahr, nach starkem Regen oder starker Bewässerung kann es notwendig sein, den Damm erneut anzuhäufeln.

In Bezug auf die Bewässerung solltest Du die Kartoffelpflanzen gleichmäßig mit Wasser versorgen, damit die Pflanzen gesunde und stabile Erträge liefern können.

Fruchtfolge bei Kartoffeln

Da Kartoffeln von vielen verschiedenen Schaderregern befallen werden können, ist es empfehlenswert der Fruchtfolge große Aufmerksamkeit schenken. So solltest Du nur alle 4 Jahre Kartoffeln auf der gleichen Fläche anbauen. Nach Kartoffel eignet sich der Anbau von Erdbeere, Wintersalaten oder Wintergemüse. Bei Erdbeeren solltest Du aber darauf achten, dass bei der Ernte von Kartoffel einige Knollen manchmal übersehen werden und im Folgejahr erneut austreiben. Vor der Kartoffel kannst Du zum Beispiel Buschbohnen, Grünkohl, Kopfsalat oder Radieschen anbauen.

Kartoffeln kannst Du auch in Mischkultur mit beispielsweise Bohnen, Kohlrabi oder Spinat anbauen. Jedoch eignen sich Auberginen, Erbsen, Sellerie, Sonnenblumen, Tomaten und Zwiebeln nicht für eine Mischkultur mit Kartoffel.

Krankheiten und Schädlinge

Zu den Schädlingen, die an Kartoffeln auftreten können, zählen Blattläuse (können Viren übertragen), Kartoffelkäfer, Drahtwürmer und Mäuse. Gegen Blattläuse und Kartoffelkäfer hilft vorbeugend die Förderung diverser Nützlinge. Durch eine weite Fruchtfolge und der Anbau an einer weiter entfernten Stelle im Folgejahr können Kartoffelkäfer und Drahtwürmer bekämpft werden. Um einen Befall mit Drahtwürmern zu vermeiden, sollten die Knollen nicht zu lange im Boden belassen werden. Des Weiteren können verschiedene Präparate zum Beispiel auf Neem-Basis gegen Kartoffelkäfer angewendet werden. Zur Bekämpfung von Mäusen kannst Du Fallen aufstellen.

Zu den Krankheiten an Kartoffeln zählen die Kraut- und Knollenfäule, Blattfleckenkrankheit und verschiedene Schorfarten. Zur Bekämpfung der Krankheiten solltest Du nur gesundes Pflanzgut verwenden, Deine Pflanzen nicht mit Stickstoff überdüngen, tolerante Sorten auswählen, die Fruchtfolge weit gestalten und befallenes Laub sofort entfernen und über den Hausmüll entsorgen.

Blüte und Bienenfreundlichkeit

Kartoffeln werden wegen ihrer vegetativen Pflanzenorgane (den Knollen) angebaut. Es kann sein, dass die Pflanzen im Laufe der Kulturdauer anfangen zu blühen und den Bienen dann Nahrung schenken. Dies ist aber nicht das Ziel, weshalb die Kartoffel keine Bienenweide ist.

Sorten

Es gibt Unmengen an verschiedenen Kartoffelsorten. Sie lassen sich aufgrund ihrer Verwendung (Speisekartoffeln: fest-, vorwiegend fest-, mehlig kochend; Weiterverarbeitung: Industriekartoffeln zur Stärkegewinnung, Futterkartoffeln), ihrem Reifezeitpunkt (frühreif, mittelfrühreif, mittelfrüh-spät), der Schalenfarbe (gelb, rot, blau, violett), der Fleischfarbe (weiß, hellgelb, gelb, blau-violett, violett, rosa-rot), der Knollenform (lang, oval, kugelrund, nierenförmig) oder der Schalenbeschaffenheit (glatt-, rauschalig) unterteilen.

Je nachdem wann Du die Kartoffeln verzehren möchtest und welchen Typ (fest- oder mehlig kochend) Du bevorzugst, solltest Du die Sorten auswählen. Des Weiteren ist es sinnvoll resistente/weniger anfällige Sorten für diverse Schaderreger auszuwählen.

Die Sorte ´Blaue St. Galler´ ist eine blauschalige Sorte mit blauviolettem Fleisch, die allerdings sehr anfällig für die Kraut- und Knollenfäule ist.

´Belana´ ist eine nematodenresistente, festkochende Kartoffel, die sehr robust und daher gut für Anfänger geeignet ist.

Die Sorte ´Axona´ hat eine hellrote Schale, ist vorwiegend festkochend und bleibt von Lagerfäulen weitestgehend verschont.

Verwendung in der Küche

Kartoffeln können nur weiterverarbeitet und nicht roh verzehrt werden. Sie können entweder als Beilagen (z.B. als Salzkartoffeln, Bratkartoffeln oder Kartoffelbrei) oder auch alleine mit Dressing zum Beispiel als Kartoffelsalat dienen. Du kannst die Kartoffeln auch als Kartoffelgratin, Ofen- oder Pellkartoffeln mit Quark essen. Daneben sind Kartoffeln auch Bestandteile in diversen Curry-Rezepten.

Grüne Kartoffeln solltest Du aber keinesfalls essen. Wenn Kartoffeln bei Tageslicht gelagert werden, fangen sie an zu ergrünen. In der Knolle werden Alkaloide, hauptsächlich das Solanin, gebildet, die sehr giftig sind. Die Alkaloide sind zwar in allen Teilen der Pflanze enthalten, in den essbaren Knollen jedoch in so geringen Konzentrationen, dass sie für den Menschen nicht giftig sind. Trotz dieser Tatsache solltest Du die Keimlinge von den Knollen nicht mit essen. In der Schale sind zwar auch Alkaloide enthalten, jedoch auch verschiedene Mineral- und Ballaststoffe. Sind die Schalen also noch durchgehend braun gefärbt, kannst Du sie mit essen wenn Du möchtest.

Autor: Florian Fleckenstein

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Zum Autor:

Florian Fleckenstein,

B. Sc. Gartenbau

Student M. Sc. Agrarwissenschaften

In meiner Freizeit bin ich sehr gerne im Grünen und gärtnere selbst, ob es der Anbau von Tomaten oder Chilis auf dem Balkon ist, die Pflege von Familien-Obstbäumen oder die Lese von Weintrauben im elterlichen Weingut.

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