Rot und lecker hängen sie am Strauch und versüßen uns den Sommer. Die Früchte dieser spannenden Pflanze, wurden schon von Menschen in der Jungsteinzeit wild gesammelt. Seit dem Mittelalter wird sie bereits kultiviert.
Botanischer Steckbrief
Die Himbeere (Rubus idaeus) ist ein sommergrüner Halbstrauch aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Ihre Wildformen sind in Europa, Asien und Nordamerika heimisch. Bei den Früchten handelt es sich um Sammelsteinfrüchte. Himbeeren bilden ein flaches Wurzelwerk. Die oberflächlichen Teile davon sind mit feinen Knospen besetzt, aus diesen entwickeln sich neue Schösslinge während der Vegetationsperiode. Deshalb können sich die Pflanzen auch so schnell ausbreiten. Die Jungruten sind zunächst krautig, verholzen dann aber nach und nach.
Grundsätzlich kann man Himbeeren nach ihrer Fruchtbildung in zwei Gruppen einteilen. Den Sommer- und den Herbsthimbeeren.
Sommerhimbeeren haben einen Produktionszyklus von zwei Jahren. Die Früchte entstehen am alten Holz, an den im vorherigen Jahr gebildeten Trieben. Deshalb ist eine Ernte bereits im Juni/Juli möglich. Nach der Ernte sterben die alten Ruten ab und können bodentief abgeschnitten werden. Sie werden durch die neuen Triebe aus dem laufenden Jahr ersetzt.
Herbsthimbeeren haben einen anderen Zeitpunkt der Blütenknospenbildung. Die erste Ernte erfolgt an den Spitzen der neuen, in diesem Jahr gebildeten Triebe ab September. Die zweite Ernte findet im Juli/August des Folgejahrs auf dem unteren Teil derselben Triebe statt, also am alten Holz. Herbsthimbeeren können also im Gegensatz zu Sommerhimbeeren zweimal beerntet werden.
Wichtig ist, die Früchte reif zu ernten, da diese nicht nachreifen.
Standort und Boden
Himbeeren bevorzugen sonnige bis halbsonnige Standorte mit humusreichem frischen durchlässigen Substrat. Auf schweren Böden empfiehlt es sich für den Anbau einen Damm anzulegen. Bei hohen Kalkgehalten kann es zur Aufhellung der Blätter (Chlorosen), durch die Blockierung von Eisen und Magnesium kommen. Auch solltest du darauf achten Staunässe zu vermeiden, da sonst die Wurzeln absterben und durch die Pilzerkrankung Phytophtora fragariae var. Rubi hervorrufen.
Pflanzen und pflegen
Eine Pflanzung ist bis auf in Frostperioden ganzjährig möglich. Es empfiehlt sich allerdings diese von März bis Juni oder September bis November vorzunehmen. Zuvor ist es sinnvoll, Kompost in den Boden einzuarbeiten. In den Folgejahren kannst du immer nach der Ernte, den Boden wieder mit etwas Kompost oder Mist verbessern. Bei mehreren Pflanzen solltest du einen Abstand von ca. 40 cm einhalten.
Es ist sinnvoll den Himbeeren ein Gerüst als Rankhilfe zu bauen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten und Bauweisen. Du solltest auf jeden Fall darauf achten, dass die einzelnen Ruten gut abgestützt werden, sodass es nicht zu Windbruch kommt. Auch ist es sinnvoll so den Wuchsbereich der Himbeeren einzugrenzen.
Im Herbst wenn die Ernte vollständig abgeschlossen ist, kannst du deine Himbeeren zurückschneiden. Wenn du Sommerhimbeeren allerdings komplett herunter schneidest, hast du im nächsten Jahr keine Ernte. Du solltest bei ihnen deshalb nur die alten Ruten herausnehmen.
Herbsthimbeeren kannst du nach der Ernte radikal zurückschneiden, dann hast du im nächsten Jahr aber nur eine Ernte ab circa September. Auch bei ihnen empfiehlt es sich vor allem alte und kranke Triebe zu entfernen. Ein radikaler Rückschnitt alle paar Jahre ist dennoch sinnvoll.
Blüte
Himbeeren treiben unscheinbare weiße Blüten, welche in Blütenständen vereint sind.
Für Bienen
Gerne besuchen Hummeln und Bienen die robusten Sträucher. Werden diese aber nicht von Insekten bestäubt können sich die Pflanzen auch selbst befruchten.
Vermehrung und Aussaat
Die Pflanzen können ganzjährig über Absenker, im Frühsommer über Stecklinge oder im Herbst Steckhölzer vermehrt werden.
Für einen Absenker wählst du einen langen Trieb aus und biegst ihn vorsichtig Richtung Boden, ohne ihn dabei von der Mutterpflanze zu entfernen. Trägt der Trieb an dieser Stelle Blätter, solltest du diese entfernen. Anschließend fixierst du ihn beispielsweise mit einem Hering am Boden und häufelst ihn mit Erde an. Die bedeckte Stelle bildet bald Wurzeln aus und kann dann von der Mutterpflanze abgetrennt werden.
Für Stecklinge verwendest du neue, nur leicht verholzte Triebe. Du kannst sowohl Triebspitzen, als auch Teilstücke verwenden (Kopf- und Teilstecklinge), das Stück sollte aber auf jeden Fall mindestens zwei Blätter haben. Anschließend steckst du diese vorsichtig, am besten mit einem Pikierstab in eine Schale mit Anzuchterde. Sie sollten an einem hellen Ort stehen und zu Beginn mit etwas Folie abgedeckt werden.
Himbeeren vermehren sich außerdem selbst über 20 bis 40 cm lange Wurzelausläufer. Im Frühjahr oder Herbst kann man diese mit einem Spaten abtrennen, ausgraben und an eine neue Stelle verpflanzen.
Verwendung in der Küche
Himbeeren können roh, als Kuchen, im Dessert, in Fruchtessigen und in vielen anderen Variationen verzehrt werden. Eine Lagerung ist kaum möglich. Schon nach ein bis zwei Tagen im Kühlschrank beginnen die Früchte zu verderben. Deshalb sollten sie so schnell wie möglich verzehrt, verarbeitet oder eingefroren werden.
Im Vergleich zu anderen Obstarten enthalten Himbeeren relativ viel Eisen. Da der Körper pflanzliches Eisen gut in Verbindung mit Vitamin C aufnimmt, eignen sich die Beeren gut um den Bedarf von beidem zu ergänzen. Auch die Blätter der Pflanze können verwendet werden. Himbeerblätter eignen sich sowohl frisch als auch getrocknet für die Zubereitung als Tee.
Krankheiten und Schädlinge
Befinden sich Maden in den Früchten kann es sich um die Larven des Himbeerkäfers oder der Kirschessigfliege handeln. Eine Bekämpfung von ihnen ist kaum möglich. Herbsthimbeeren werden allerdings deutlich weniger befallen, da die Eiablage der Käfer schon früher erfolgt. Auch kann es helfen die Sträucher regelmäßig zu schütteln, da so der Himbeerkäfer weniger Eier ablegen kann.
Bei Staunässe kann es immer wieder zur Phytophtora-Wurzelfäule kommen. Dabei verfärbt sich die Wurzelrinde dunkel. Auch das Gewebe an der Rutenbasis verfärbt sich braun, teilweise zeigen sich klare Trennlinien zwischen krankem und gesundem Gewebe. Die Blätter vergilben und trocknen aus, danach verwelkt die ganze Pflanze. Bekämpfen kann man diese Pilzerkrankung nur durch Vorbeugung. Deshalb solltest du nur gesunde Pflanzen zu verwenden, auf einen durchlässigen frischen Boden achten und keine Himbeeren neu an einen Ort pflanzen, wo schon zuvor welche angebaut wurden.
Die Rutenkrankheit (Didymella applantata) äußert sich durch violette Flecken um die Blattansatzstellen und die Knospen. Später stirbt die äußere Rinde ab und verfärbt sich im Herbst/Winter silbergrau. Befallene Knospen treiben im Frühjahr nur sehr schwach bis gar nicht aus. Deshalb solltest du auf eine gute Durchlüftung achten und immer wieder Ruten entfernen um eine gute Luftzirkulation zu Gewährleisten. Dies verringert auch die Chance einer Erkrankung an Rutenbrand (Leptosphaeria coniothyrium). Er zeigt sich durch dunkelbraune Verfärbungen an der Rutenbasis bei feuchter Witterung und kann zum Absterben dieser führen. Es handelt sich hierbei um einen Schwächeparasit, deshalb solltest du bei Pflegemaßnahmen darauf achten den Pflanzen so wenige Wunden wie möglich zuzufügen. Eine mäßige Stickstoffdüngung kann ebenfalls ein Befallsrisiko verringern. Auch die Graufäule (Botrytis cinerea) kann immer wieder auftreten. Die mit einem graubraunen Filz überzogenen Fruchtmumien solltest du auf jeden Fall entfernen und anschließend im Restmüll entsorgen.
Sorten
Insgesamt gibt es eine große Vielzahl an Himbeersorten.
'Tulameen' ist eine beliebte mittelspäte Sommerhimbeersorte mit sehr großen, hellroten Früchten, welche angenehm süßlich schmecken. Die Triebe sind frei von Dornen, leider ist sie anfällig für Botrytis und die Rutenkrankheit und sollte nicht an regenreichte Standorte gepflanzt werden.
'Elida' ist eine robuste, bereits Anfang Juni tragendende Sommerhimbeere mit mittelgroßen, sehr saftigen, nur leicht aromatischen Früchten.
'Autumn Bliss' ist eine der frühesten Herbsthimbeeren, mit den ersten Früchten schon teilweise ab August. Sie gilt als robust, ertragreich und hat dunkelrote geschmacklich gute große Früchte.
Durch einen hohen Ertrag und eine lange Erntezeit zeichnet sich die Sorte 'Aroma Queen' aus. Die Herbstsorte zeichnet sich durch ein feines Waldbeeraroma aus. Sie gilt als stark wachsend und standfest, ist allerdings etwas anfällig für Phytophtora.
Neben den typischen bekannten rotfruchtigen Sorten gibt es auch gelbe Sorten wie beispielsweise die Herbsthimbeere 'Golden Everest' oder die Sommerhimbeere 'Golden Queen'.
Autorin: Sophia Och
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Über die Autorin: Sophia Och, B. SC. Gartenbau
Mein Name ist Sophia Och. Ich habe Gartenbau in Freising an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf studiert. Meine freie Zeit verbringe ich am liebsten draußen umgeben von Grün. Neben meinem "beruflichen" Interesse an Pflanzen, bin ich selbst leidenschaftliche Hobbygärtnerin und versuche mich immer wieder gerne an Urban Gardening.
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