Wenn wir an Stauden denken, haben wir meist unsere Gartenplanung im Sinn und überlegen uns, wie wir ein lang blühendes Staudenbeet gestalten können. Manchmal geht es bei Stauden aber auch um deren richtige Pflege, um das Schneiden oder das Verjüngen der Pflanzen. Ganz selten denken wir beim Stichwort Stauden aber ans Ernten und Essen von Stauden. Denn wenn wir pflanzen und ernten wollen, ist das ein Thema für den Gemüsegarten, oder?
Nicht ganz, denn erstaunlich viele Stauden kann man tatsächlich ernten und essen. Manche gelten sogar als wahre Delikatessen, wie zum Beispiel die Knollen und Blüten der Taglilien. Ein gieriger Blick ins Staudenbeet lohnt sich also, denn vieles, was da vor sich hinwächst, wird wohl demnächst im Kochtopf landen.
1. Dahlien (Dahlia)
Hättest du geglaubt, dass du die blühenden Schönheiten essen kannst? Die Blüten der Dahlien kannst du allein als Salat oder als gemischten Salat zubereiten. Doch nicht nur die Blüten, sondern auch die Knollen kannst du verzehren. Am besten schmecken die jungen, zarten Knollen. Wenn du nach dem Ausgraben der Knollen im Herbst feststellst, dass du zu wenig Platz zum Überwintern der Dahlien hast, kannst du die äußeren Knollen lösen und in der Küche verwenden. Die inneren Knollenteile kannst du zwar auch essen, sie sind aber holzig und daher nicht zum Verzehr geeignet.
Dahlienknollen werden vor dem Kochen geschält. Sei großzügig beim Schälen, da die Knollen faserig sind. Anschließend werden sie wie Kartoffeln gekocht. Die gekochten Knollen kannst du gleich verzehren oder zu einem Püree weiterverarbeiten oder frittieren. Das Spannende an Dahlienknollen ist, dass die Sorten unterschiedlich schmecken. Für Feinschmecker gibt es jetzt sogar auf Geschmack getestete „DeliDahlien“.
2. Engelwurz (Angelica sylvestris)
Der Engelwurz ist eine große Staude, die bis zu 120 Zentimeter hoch und 150 Zentimeter werden kann. Sie macht sich gut im Blumenbeet, kann aber auch in Kübeln kultiviert werden. Die Wald-Engelwurz bildet ab Juli weiße, große Blütendolden, die für Bienen eine gute Nahrungsquelle ist. Der Standort sollte sonnig bis halbschattig sein. Die Pflanze bevorzugt einen feuchten, tiefgründigen Boden.
Von der Engelwurz können Blätter, junge Triebe und Stängel geerntet und in der Küche verwendet werden. Die Samen dienen als Gewürz und die Wurzel kann man gekocht verzehren. Daneben ist die Engelwurz eine alte Heilpflanze, die früher in keinem Klostergarten fehlen durfte.
3. Fetthenne (Sedum spectabile)
Die Fetthenne ist allen Staudenliebhabern als Lichtblick im Spätsommer und Herbst ein Begriff. Die großen, altrosa bis rostroten Blütenschirme verzieren jedes Blumenbeet bis in den späten Herbst und machen Bienen und Schmetterlinge glücklich. Fetthennen sind ideale Pflanzen für sonnige und trockene Standorte. Wichtig ist ein durchlässiger Boden, denn Staunässe vertragen die Pflanzen gar nicht.
Von den Fetthennen kannst du die Blätter ernten und für Salate verwenden. Gerade im Sommer sind die sukkulenten Blätter, die viel Wasser enthalten, eine angenehme Erfrischung. Bei längerer Trockenheit werden die Blätter allerdings bitter und schmecken nicht mehr so gut.
4. Funkien (Hosta)
Funkien sind wunderschöne Blattschmuckstauden und aus einem schattigen Garten nicht wegzudenken. Die Vielzahl der Sorten und Arten machen sie zu einem beliebten Sammlerobjekt, denn wer sich in die robusten erst einmal verliebt hat, kann nicht genug von ihnen bekommen.
Da Liebe durch den Magen geht, könnte die Zahl der Liebhaber von Funkien noch steigen, wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass sie sich zu leckeren Gerichten verarbeiten lassen.
Von den Funkien ist erst einmal alles essbar. Am einfachsten ist es, die Knospen und Blüten abzuzupfen und roh für Salate oder Rohkost zu verwenden. Im Frühjahr kannst du die noch eingerollten Blätter ernten und wie Spargel zubereiten. Du kannst mit ihnen aber auch Speisen einwickeln oder die Blätter klein schneiden und roh in den Salat geben. Die jungen Sprosse im Frühjahr kannst du roh verzehren oder als Spinatgemüse dünsten. Je jünger die Triebe sind, desto zarter sind sie. Die äußeren Blätter schmecken oft bitter und faseriger. Bevor du anfängst, die Blätter deiner Hosta zu verzehren, solltest du ihr einige Jahre Zeit geben, um sich im Garten zu etablieren.
5. Glockenblume (Campanula spp.)
Die Blätter und Blüten können sowohl von der Hängepolster Glockenblume (Campanula poscharskyana) als auch von der Rundblättrigen Glockenblume (Campanula rotundifolia) verzehrt werden. Die Blätter können roh oder gekocht gegessen werden, während die Blüten roh für Salate oder zum Verzieren von Speisen verwendet werden.
Glockenblumen wachsen an sonnigen bis halbschattigen Standorten und brauchen einen durchlässigen, eher mageren Boden.
6. Junkerlilie (Asphodeline lutea)
Die Junkerlilie stammt aus dem Mittelmeerraum. Sie ist eine trockenheitsverträgliche Staude mit hohen, langen Blütenstängeln, an denen viele gelbe, sternförmige Blüten sitzen. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni. Asphodeline lutea liebt einen sonnigen Standort und braucht so gut wie keine Pflege.
Von der Junkerlilie ist alles essbar, Wurzeln, Blätter, Triebe und Blüten. Die Wurzeln mit dem nussigen Aroma kannst du wie Kartoffeln kochen oder roh verzehren. Die Triebe werden wie Spargel zubereitet. Die süß schmeckenden Blüten sind gut zum Verfeinern oder Dekorieren von Salaten geeignet.
7. Taglilien (Hemerocallis)
Taglilien sind als pflegeleichte Stauden beliebt. Wie der Name schon verrät, blüht jede Blüte nur einen Tag. Wegen der Vielzahl der Blüten, die die Staude immer wieder neu bildet, erfreut sie mit einer langen Blühdauer.
Bevor die Blüten aber verblühen, kannst du sie schnell noch ernten. Du kannst sie als bunten Farbtupfer in den Salat geben, dünsten und als Gemüsegericht essen oder sie in heißem Öl frittieren. Doch nicht nur die Blüten, sondern alle Pflanzenteile der Taglilien sind essbar. D
ie Knospen sind ein Gaumenschmaus. Sie schmecken leicht süßlich und sind knackig frisch. Die Blätter schmecken ähnlich wie Lauch. Und die Knollen haben einen nussartigen Geschmack. Knospen und Blüten kannst du roh naschen, frittieren, kochen oder Backen. Geöffnete Blüten schmecken mit Hackfleisch gefüllt sehr lecker. Blätter und Blattschößlinge kannst du zu Suppe verarbeiten oder dünsten. Die Wurzeln kannst du wie Kartoffeln kochen oder gerieben in den Salat geben.
Tipp: Bei den Blüten solltest du vor dem Verzehren die Staubgefäße entfernen, da der Geschmack von vielen als unangenehm empfunden wird.
8. Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
Vom Großen Wiesenknopf ist alles essbar, Wurzeln, Blätter und Blüten. Der Große Wiesenknopf kommt vor allem auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen, aber auch auf Magerwiesen vor. Die Staude erobert immer mehr Gärten, da die kleinen dunkelroten Blütenköpfchen, die an langen Stängeln sitzen, jedem Beet eine gewisse Leichtigkeit verleihen. Der Wiesenknopf wird zwischen 50 und 120 Zentimeter hoch blüht von Juni bis August und bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort.
In der Küche wird nicht nur der große, sondern auch der kleine Wiesenknopf verwendet. Die Blätter des kleinen Wiesenknopfs, auch Pimpinelle genannt, sind zum Beispiel Bestandteil der berühmten Frankfurter Soße. Junge Triebe und Blätter schmecken klein geschnitten in Quarks, Salaten oder können zum Würzen von Suppen verwendet werden. Die Blüten kannst du garen oder klein geschnitten zu Salaten geben. Die Wurzeln kannst du entweder kochen oder fein raspeln und zum Würzen in den Salat geben. Der Wiesenknopf schmeckt nicht nur gut, ihm wird auch heilende Wirkung zugeschrieben. Frische Blätter sollen auf Wunden und Brandblasen die Heilung fördern und entzündungshemmend wirken.
Pflanzen mit essbaren Blüten
Noch viel größer als die Zahl der essbaren Stauden ist die Zahl der Pflanzenmit essbaren Blüten. Dass die Blüten von Kräutern, wie zum Beispiel Schnittlauch zum Verzehr geeignet sind, ist nicht so überraschend. Weniger bekannt ist, dass auch die Blüten der Flammenblumen, des Holunders oder des Lavendels gegessen werden können.
Bildnachweis:
Bild Engelwurz von annca
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