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Mixed Border im Stadtgarten

Tipps, wie du viele verschiedene Gartenbereiche in einen Garten integrieren kannst, so dass nie Langeweile aufkommt. Sven Beck vom Blog Beetwunderung im Interview.

Hallo Sven, du hast einen Garten mitten in der Stadt. Kannst du bitte die Lage und Größe des Gartens für uns beschreiben?

Unser Garten ist etwa 550 qm groß. Das klingt erst mal nicht schlecht, aber auf dem Grundstück steht ja auch das Haus und die Garage, so dass der Garten nicht allzu groß ist. Das Haus steht mittig auf dem Grundstück. Die lange Seite des Grundstücks grenzt an die Straße, an der kurzen Seite ist der Eingang zum Haus.

Wie lange lebt Ihr schon in dem Haus mit Garten?

Wir wohnen seit 2013 hier. Zuerst haben wir uns um die Renovierung des Hauses gekümmert. Auch wenn nicht so viel Zeit für den Garten übrig blieb, konnte ich meine Gartenleidenschaft nicht zügeln und habe einen weißen Garten angelegt. Als die Renovierung des Hauses abgeschlossen war, haben wir uns um den Garten gekümmert und ihn 2019 umgebaut.

Wenn ich mir Euren Garten ansehe, fallen mir die verschiedenen Gartenräume auf, so dass es sehr viel in Eurem Garten zu entdecken gibt. Wie ist euch das gelungen?

Wir haben wirklich sehr lange überlegt und geplant. Dass es uns gelungen ist, verschiedene „Gartenzimmer“ harmonisch in dem Garten anzulegen, liegt an dem Verzicht auf Rasen. Dabei ist es nicht so, dass mir Rasenflächen nicht gefallen – im Gegenteil. Zwei Punkte haben aber zum Verzicht auf einen Rasen geführt. Zum einen gefallen mir nur sehr gut gepflegte Rasenflächen und zum anderen gibt es nur eine Gartenarbeit, die ich wirklich nicht gerne mache, und das ist Rasenmähen. Da diese zwei Punkte nicht zusammenpassen, haben wir uns gegen Rasen entschieden – und sind sehr glücklich mit dieser Entscheidung. Statt Rasen haben wir Wege zwischen den Beeten angelegt und einige Gartenbereiche mit niedrigen Mauern abgegrenzt.

Was war Euch noch bei der Neugestaltung des Gartens wichtig?

Vor der Neugestaltung hatte ich einen weißen Garten angelegt. Das hat uns zwar sehr gut gefallen, war uns aber mit der Zeit etwas langweilig geworden. Wir hatten den Wunsch nach anderen Farben. Daher war uns klar, dass wir unterschiedliche Bereiche im Garten brauchen, die wir unterschiedlich gestalten können. Da wir uns sehr viel im Garten aufhalten und auch gerne Familie und Freunde zu Besuch haben, wollten wir auch verschiedene Sitzplätze haben. So sind der Sitzplatz am Eingang, unsere Laube, der Sitzplatz im Senkgarten und unsere Terrasse entstanden.

Und wie sieht der Garten jetzt nach der Neugestaltung aus?

Unsere Gäste werden von meinem Rosengarten empfangen. Im Rosengarten wachsen nicht nur Rosen, sondern auch viele Stauden, so dass dieser Gartenbereich auch nach der Rosenblüte noch interessant ist. Die Farben des Rosengartens sind Weiß, Rosa und Lila. Ein Staketenzaun unterstützt den Eindruck eines englischen Cottage-Gartens.

Daneben im Vorgarten liegt der Schattengarten. Er ist die Heimat vieler Schattenstauden, die schon vor dem Umbau im Garten wuchsen und hier eine neue Heimat fanden.

Der Rosengarten endet vor der Haustüre, unserem so genannten Entré. Vor der Haustüre stehen ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen – der ideale Platz für einen kurzen, oder auch längeren Plausch mit den Nachbarn und für hübsche Dekorationen, um unsere Besucher willkommen zu heißen. Hier habe ich auch viele Topfpflanzen, um diesen Gartenbereich einladend zu gestalten.

Anschließend kommt das Double Border. Das sind Blumenrabatten, die ich entlang des Gartenwegs nach dem Vorbild der englischen Mixed Border gestaltet habe. Diesen Gartenbereich liebe ich besonders. Die vorherrschenden Farben sind Weiß, Silber und Gelb. Und obwohl so viele verschiedene Pflanzen, von Zwiebelblumen, über einjährige Blumen und Stauden dort wachsen, wirkt das Double Border wegen der Beschränkung auf diese zwei Farben nicht unruhig, sondern richtig edel.

Vom Double Border geht es über den weißen Garten, ein Gartenbereich, der nicht zum Verweilen einlädt, sondern als Übergang gedacht ist, zu unserem Senkgarten. Dort steht mittig das Gewächshaus im Viktorianischen Stil. Das Gewächshaus hat viele Funktionen. Es ist ein Schmuckstück im Garten, verbirgt Komposthaufen und Gemüsebeete und dient für unsere nicht winterharten Kübelpflanzen als Winterquartier. Vom Senkgarten führen Stufen hoch zur Terrasse. Der Sitzplatz auf der Terrasse wird am meisten von uns genutzt. Im Frühjahr haben wir hier noch viel Sonne. Im Lauf des Sommers wird es immer gemütlicher auf der Terrasse, wenn die Pflanzen rund herum hoch wachsen.

Welcher Gartenbereich war am schwierigsten zu gestalten?

Das Double Border war die größte Herausforderung für mich. Ich hatte ja eine bestimmte Vorstellung davon, welche Pflanzen dort wachsen sollten. Manche wollten aber nicht so wie ich wollte. So bin ich zum Beispiel an Fackellilien gescheitert, die einfach nicht zu Blüte kamen. Ich musste also viel ausprobieren, bis ich herausfand, welche Pflanzen bei mir im Garten gut wachsen und gleichzeitig zu meiner Vorstellung eines gelungenen Beets passten.

In deinem Garten gibt es eine große Vielzahl an Pflanzen. Nach welchen Kriterien wählst du Pflanzen aus?

Für mich ist das Anlegen eines Beetes eine künstlerische Tätigkeit, so wie malen oder kombinieren. Mein Ziel ist es ein schönes Beet zu gestalten. Der Garten ist für mich wie ein Wohnraum im Sommer, und da mag ich es gern schön haben. Also versuche ich, die Farben der Blüten in einem Beet aufeinander abzustimmen, um einen harmonischen, ästhetisch ansprechenden Gesamteindruck zu erzielen. Aber auch wenn es mir vor allem um die Schönheit der Beete geht, habe ich bemerkt, dass von meinen Double Borders sehr viele Insekten angezogen wurden. Daher versuche ich jetzt, im hinteren Gartenbereich mehr einheimische Pflanzen zu integrieren und einen natürlichen Gartenbereich zu schaffen.

Thema Sichtschutz: Euer Garten liegt mitten in der Stadt. Wie schützt Ihr Euch vor neugierigen Blicken?

Unser Vorgarten und der Rosengarten sind von der Straße einsichtig. Zum einen finden wir, dass der Garten und das Haus viel einladender wirken, als wenn diese Gartenbereiche hinter einer Hecke verborgen wären. Das Entré ist schon etwas versteckter, da eine Eibenhecke diesen Gartenbereich umgibt.

Anders ist es im hinteren, eher privaten Teil des Gartens. Wir haben Glück, da unsere Nachbarn zur linken und zur rechten Seite immergrüne Hecken als Sichtschutz gepflanzt haben. Vor den Blicken unserer Nachbarn, die im Mehrfamilienhaus wohnen, schützen uns die Dachplatanen im Senkgarten. Die Dachplatanen sind wirklich super, da es unter ihnen dort noch an sehr heißen Tagen angenehm kühl ist.

Viele Gartenbesitzer wünschen sich einen pflegeleichten Garten. Kannst du einen Tipp geben?

Für mich ist Gartenarbeit ein Ausgleich zum Beruf, bei der ich vollkommen entspannen kann. Ich bin etwa 10 Stunden in der Woche im Garten beschäftigt – Arbeit würde ich das aber nicht nennen. Außerdem bin ich Perfektionist. Ich möchte, dass es überall schön aussieht, deshalb arbeite ich oft mehr als unbedingt notwendig im Garten. Ein paar Tipps kann ich dennoch geben. Jeder sollte versuchen, dass die Gartenarbeiten, die er nicht mag, so wenig wie möglich anfallen, so wie ich es mit dem Verzicht auf den Rasen getan habe. Außerdem hilft es sehr, die richtigen Pflanzen an den richtigen Ort zu pflanzen. Wenn die Standortansprüche der Pflanzen erfüllt sind, müssen sie nicht mühsam umhegt werden, sondern wachsen fast von alleine. Wenn Stauden dicht an dicht wachsen, hat Unkraut wenig Chancen und ich wenig Arbeit. Ich verzichte außerdem fast weitgehend auf Formgehölze und habe meinen Gemüsegarten stark reduziert, auch das spart Arbeit. Außerdem mache ich regelmäßig etwas im Garten, aber nicht für lange Zeit. Denn nur ein großer Berg Gartenarbeit, der vor mir liegt, stresst mich. Gartenarbeit in kleinen Portionen ist entspannend für mich.

Und welchen Gartentipps würdest du Gartenanfängern mitgeben?

Einfach ausprobieren und machen. Ein Garten verzeiht (fast) alles und nur durch Ausprobieren kann man feststellen, was im eigenen Garten gut wächst.

Letzte Frage an dich: In deinen Garten zu kommen, bedeutet für dich...

Totale Entspannung. Jeden Tag nach der Arbeit gehe ich als erstes durch den Garten und kann so erst einmal abschalten.


Über Sven Beck:

Sven Beck betreibt den Blog Beetwunderung. Er zeigt dort die Entwicklung seines Gartens und gibt Tipps zu Gartenarbeit und -gestaltung.

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