Vögel füttern

In der Schule wurde uns einmal eine Geschichte von einem Vogel vorgelesen. Er war klein und grau und fühlte sich vom Leben benachteiligt.

Besonders litt er an der Winterfutterstelle, wo buntere Vögel immer besser gefüttert wurden. Er beschloss, sich gelbgrün anzumalen, damit er für einen Grünfink gehalten würde. Danach wurde die Geschichte in der Klasse in ihrer ganzen moralischen Tiefe ausgelotet. Obwohl ich, wenn es um Menschen geht, moralische Kategorien bedenke, konnte ich dies für Vögel nicht übernehmen. Ich weiß noch, dass ich dachte: Bunte Vögel finde ich aber auch schöner!

Wir füttern seit vielen Jahren Vögel, erst nur im Winter, inzwischen bis in den Sommer hinein. In den achtziger Jahren mit einem schlechten Gewissen, denn wir hatten gehört, dass man den Vögeln damit schade, sie sollten, bitte schön, selbst ihr Futter suchen, höchstens mal füttern, so hieß es, wenn eine dicke Schneedecke über mehr als zwei Tage liegt. Inzwischen lese ich mit Interesse in einem kleinen Büchlein Vögel füttern im Winter (Kosmos), empfohlen vom Naturschutzbund NABU, dass wir durch das winterliche Füttern seltenen Vögeln das Überleben sichern, und im Sommer darf man auch. Es wird nun in einer Weise empfohlen, die mein Herz zum Lachen bringt: „Direkt vor unserer Nase tummeln sich die verschiedensten Arten. Mit einem Fernglas ausgerüstet, lassen sich besonders interessante Verhaltensweisen beobachten.“ Genauso machen wir es.

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KOMMENTARE (1)

Redaktion freudengarten Uhr

Was für ein schöner Artikel - ich danke dir dafür!


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