Drainage im Blumentopf: Warum Kies oder Tongranulat am Topfboden schadet

Drainageschicht im Blumentopf? Warum Kies oder Tongranulat unten im Topf das Abfließen von Wasser erschweren kann.

Es klingt ganz logisch: Häufig wird empfohlen, unten in den Pflanztopf eine Schicht aus Tonkugeln oder Kieselsteinen einzufüllen, um die Drainage im Pflanztopf zu verbessern. So soll Wasser besser abfließen und Staunässe verhindert werden.
Doch eine Drainageschicht im Pflanztopf schadet oft mehr als sie nützt. Erfahre, was professionelle Gärtner anders machen und wie du deine Pflanzen wirklich richtig eintopfst.

Der Mythos der Drainageschicht

Viele Hobbygärtner fügen am Boden ihrer Blumentöpfe eine Schicht aus Kies, Blähton oder Tongranulat ein – in der Annahme, dass dadurch Wasser besser abfließen kann und Staunässe vermieden wird. Doch dieser Ratschlag stammt aus einer Zeit, in der Pflanzenpflege noch nicht wissenschaftlich untersucht war. Inzwischen ist klar: Eine Drainageschicht aus grobem Material behindert den Wasserabfluss und kann zu Wurzelfäule führen.

Warum eine Drainageschicht den Wasserabfluss behindert

Der Grund dafür liegt in der Physik des Wassertransports in Substraten. Wasser bewegt sich nicht einfach nach unten – es folgt der Kapillarwirkung und wird durch die Struktur des Substrats gehalten.
Daher führt grobes Material am Boden des Pflanztopfes nicht zu besserer Drainage:

  • Wasser staut sich an der Grenzschicht: Wenn feuchte Blumenerde auf eine Schicht aus Kies oder Tongranulat trifft, entsteht an der Grenzfläche ein sogenannter "Perched Water Table" (hängendes Wasser). Das Wasser kann nicht einfach von der feinen Erde in das grobe Material übergehen, sondern staut sich darüber – die Erde bleibt im unteren Bereich länger nass als ohne Drainageschicht.

  • Kapillarkräfte verhindern Abfluss: Der Grund liegt in den unterschiedlichen Kapillarkräften: Feine Erde hält Wasser durch Kapillarkräfte viel stärker fest als grobes Material wie Kies oder Tongranulat. Das Wasser bleibt also in der Erde "hängen", bis diese komplett gesättigt ist. Erst dann kann das Wasser in die darunterliegende grobe Schicht abfließen.

  • Das Gegenteil des gewünschten Effekts: Statt einer besseren Drainage entsteht so eine Zone am Topfboden, in der sich das Wasser staut – genau das, was man eigentlich verhindern möchte.

Das Schwamm-Beispiel: Warum Wasser nicht leichter abfließt

Stell dir vor, du legst einen nassen Schwamm auf eine Schicht aus Tongranulat oder Kies. Das Wasser im Schwamm läuft nicht einfach nach unten ab, nur weil darunter ein grobes Material liegt. Erst wenn der Schwamm komplett vollgesogen ist, beginnt das Wasser nach unten zu tropfen. Genauso verhält es sich mit Erde im Blumentopf: Die Feuchtigkeit bleibt in der Erde, bis diese gesättigt ist – die Drainageschicht darunter hilft dabei nicht.
Das Wasser aus dem Schwamm kann nicht leichter abfließen, wenn er auf Tongranulat sitzt.

Was machen Profis? Ein Blick in die Gärtnerei

Ein überzeugendes Argument gegen die Drainageschicht liefert die professionelle Pflanzenzucht: In Gärtnereien wird grundsätzlich keine Schicht aus Kies oder Tongranulat am Topfboden verwendet. Die Pflanzen wachsen dort in Töpfen, die ausschließlich mit Substrat gefüllt sind – und das aus gutem Grund: Die Drainage funktioniert allein über das Ablaufloch am Topfboden und das passende Substrat. Eine zusätzliche Schicht groben Materials ist überflüssig und würde sogar das Wurzelvolumen verringern.
Was ist die bessere Lösung?

  • Hochwertige, strukturstabile Erde: Verwende ein lockeres, gut durchlässiges Substrat, das Wasser und Luft gleichermaßen gut leitet.

  • Ablaufloch im Topf: Achte darauf, dass der Topf ein ausreichend großes Ablaufloch hat, damit überschüssiges Wasser abfließen kann.

  • Vlies als Schutz: Wer verhindern möchte, dass Erde das Ablaufloch verstopft, kann ein Stück Vlies oder eine Tonscherbe direkt auf das Loch legen – aber keine dicke Schicht grobes Material.

So beugst du Staunässe richtig vor

Wenn du deine Pflanzen vor Staunässe schützen willst, helfen dir diese Maßnahmen wirklich:

  • Verwende strukturstabiles Substrat mit einem hohen Anteil an mineralischen Bestandteilen wie Bims oder Lavagranulat.

  • Durchlässiges Substrat verwenden bei Pflanzen, die empfindlich auf Staunässe reagieren. So ist es zum Beispiel sinnvoll, für Kakteen und andere Sukkulenten Kakteenerde zu verwenden. Andere Materialien, die die Drainage verbessern, sind zum Beispiel Kokosfasern, Perlit oder Sand, die unter das Substrat gemischt werden können.

  • Vermeide Verdichtungen beim Einfüllen der Erde.

  • Achte auf ein intaktes Abflussloch und stelle den Topf ggf. auf „Topffüße“.

  • Gieße sparsam und bedarfsgerecht statt auf Vorrat.

Ausnahme: Stein zum Abdecken des Abflusslochs

Ein kleiner Stein oder eine Tonscherbe direkt über dem Abflussloch kann sinnvoll sein, um das Verstopfen durch Substrat zu verhindern. Aber: Das ersetzt keine Drainageschicht, sondern schützt nur das Loch selbst.

Fazit: Keine Drainageschicht im Pflanztopf!

Die weit verbreitete Empfehlung, grobes Material wie Kies oder Tongranulat unten in den Topf zu geben, führt häufig zu Staunässe und Wurzelfäule. Stattdessen ist es viel effektiver, auf durchlässiges Substrat, ein funktionierendes Abflussloch und angepasstes Gießen zu achten.

Die Drainage im Blumentopf ist ein Mythos – jetzt weißt du, warum.


Bildnachweis:

Zimmerpflanzen, Foto von Ruby Huang

Es wurden noch keine Kommentare verfasst.

Copyright © 2025. Freudengarten.

ANMELDUNG NOTWENDIG

Bitte logge Dich ein um fortzufahren

LOGIN

REGISTRIEREN

Lust auf mehr Garten?

Melde dich zu unserem Newsletter an und erhalte aktuelle Tipps und Ideen rund um Garten und Pflanzen. 

Wir verwenden Brevo als unsere Marketing-Plattform. Wenn Sie das Formular ausfüllen und absenden, bestätigen Sie, dass die von Ihnen angegebenen Informationen an Brevo zur Bearbeitung gemäß den Nutzungsbedingungen übertragen werden