In nur drei Jahren hat Imke Glaser mit ihrem Mann 1,2 tausend Quadratmeter eines Friedhof-Geländes in eine blühende Landschaft verwandelt. Wir waren am 12.8. mit einer Gruppe des Vereins zur Förderung der Gartenkultur zu Besuch. Nach Vorstellung des Projektes, Diskussion und dem Rundgang gab es Kaffee, Pfefferminztee (aus dem Garten) und Kuchen.
Frau Glaser hatte 2019 die Gruppe Slow Flowers für die deutschsprachigen Länder mitgegründet. Die Anregung dazu kommt aus den USA, dem Herkunftsland ihres Mannes: nach der Besichtigung einer Blumenfarm in Ohio hatten sie sich entschlossen, es auch in Berlin zu probieren: Pflanzen als Schnittblumen zu ziehen, regional, saisonal und nachhaltig.
Schnittblumen werden hier, wie in den USA, zu einem großen Teil importiert, die Niederlande, aber auch weitere Staaten, Ecuador und Kenia produzieren für den Export. Nicht alle Pflanzen eignen sich für den Transport, sondern gehen bei der Kühlung kaputt. Ein anderer, wichtiger Aspekt ist der Gebrauch der sogenannten Pflanzenschutzmittel, die es zu vermeiden gilt. Bei Slow Flowers gibt es die ganze Vielfalt von Blumen, wenn auch nur zu ihrer Saison und: keine Gifte, die lebende Organismen schaden.
Frau Glaser (rechts) im Gespräch mit Besuchern.
Bei der Suche nach einem Grundstück konnten sie vom Berliner Friedhofsnachnutzungsplan profitieren und einen Teil des Zions Friedhofs in Pankow pachten, in dem, wie sie betonte, nie Gräber waren. Um den Boden für Pflanzungen vorzubereiten, gingen sie mit der Methode no dig, no till (kein Graben, keine Bodenbearbeitung) vor. Dazu gibt es viele Beiträge im Netz, hier aus der GartenFlora:
„Weshalb ist das Bodenleben so wichtig?
Es ist mit bloßem Auge nicht erkennbar, doch einem Esslöffel gesunden Erdreichs leben mehr Bodenorganismen, als es Menschen auf unserem Planeten gibt. Neben Würmern, Insekten und Pilzen tummeln sich dort auch unzählige Milben, Algen, Flechten und Einzeller. Sie sind nicht nur unabkömmlich für das gesamte Ökosystem, sondern leisten auch die Hauptarbeit zur Erhaltung eines gesunden Gartenbodens.“
Zu Beginn wurde der Boden planiert, dann mit Pappe (ohne Aufdruck, ohne Plastik) bedeckt, mit Kompost belegt und als Erstes Winterroggen gesät. Es ist ein Pfahlwurzler: die Wurzeln stoßen durch die Pappe in die Erde. Im Frühjahr wird gemäht, mit der Mahd gemulcht und mit etwas Erde ist der Boden pflanzbereit.
Im ersten Jahr waren es die Einjährigen, im zweiten auch Zweijährige, und nun, im dritten Jahr, werden auch Stauden erwogen. Aber: Leider sieht der Friedhofsnachnutzungsplan in zwei Jahren Wohnhäuser vor, und ein neues Gelände wird gesucht, in das die Stauden dann mitziehen müssten.
Aber, lohnt sich das, wenn nur sieben Monate lang Saison ist? Das waren auch Fragen in der Diskussion. Das innerhalb von nur drei Jahren entwickelte Marketingkonzept funktioniert. Die Blumen werden, wenn es nicht gar zu weit ist, in Berlin ausgeliefert. Darüber kann man sich auf der Webseite informieren. Es gibt Abos für Läden und Praxen, am besten angenommen wird jeden Mittwochnachmittag der Selbstpflücktag auf der Mayda Blumenfarm. Man meldet sich vorher an, bezahlt vorher die ungefähre Menge und kann dann selbst schneiden und den Wunschstrauß binden. Hierher kommen auch Florist/innen und es gibt auch Kaffee und Kuchen. Beim Rundgang zeigte sich, dass in unserer Gruppe nicht nur erfahrene, sondern auch geschulte Gärtner waren, und es wurden Tipps für geeignete Pflanzen gegeben.
Frau Glaser träumt von Kreisläufen und Nachhaltigkeit und tut etwas dafür, vielleicht können die Eulen bei der Bekämpfung der Wühlmäuse helfen? Bei den Schnecken ist sie rigoros. Und beobachtete, dass in diesem Jahr die Schnecken weniger an die Dahlien gegangen sind, dafür aber Ohrenkneifer. Dazu stand in dem Dahlienbuch, das ich rezensierte, ein Hinweis: „Du kannst ihn aber leicht umsiedeln. Stecke einen Stock oder einen Bambusstab direkt neben die Dahlien in die Erde. Dann stülpst Du kopfüber einen kleinen. Mit Stroh gefüllten Blumentopf darüber. Die Tierchen werden sich nur allzu gerne dort einkuscheln und Du kannst sie samt Tropf umziehen.“
Schnecken wären in diesem Jahr nicht an den Dahlien gewesen. Vielleicht, stimmt, was in dem Dahlienbuch steht, und sie hatten genug Opferpflanzen unter der Blumenpracht?
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