Wünscht du dir eine pflegeleichte Pflanze für den Garten, die auch noch toll aussieht? Dann ist der Fingerhut genau das Richtige für dich. Die Pflanze hat auch noch ein paar überraschende Tricks für Hummeln auf Lager.
Allgemeine Information
Der Fingerhut, mit botanischen Namen Digitalis, abgeleitet vom lateinischen Wort digitus, Finger, hat eine Reihe anderer Namen. Er wird auch Fingerkraut, Fuchskraut, Schwulstkraut, Unserer-lieben-Frauen-Handschuh, Waldglöckchen, Waldschelle genannt. Sowohl der botanische Name Digitalis als auch der Name Fingerhut machen sofort klar, woher diese Staude ihren Namen hat. Die Form ihrer Blüten erinnert so sehr an einen Fingerhut, dass man ihn am liebsten gleich auf einen Finger stecken möchte.
Von der Gattung Digitalis gibt es 25 Arten in Mitteleuropa. Sechs davon sind in Mitteleuropa beheimatet und dort auch in der Natur zu finden. Bei uns am häufigsten sind der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea), der Gelbe (Digitalis lutea) und der Großblütige Fingerhut (Digitalis grandiflora). In der Natur sind aber auch andere Arten zu finden, die sich ausgehend von Gärten verbreitet haben.
In der freien Natur findet Ihr den Fingerhut an Waldrändern und Lichtungen. Dort fühlt er sich am wohlsten, denn er liebt halbschattige Standorte. Der Boden sollte feucht, nährstoff- und humusreich, gut durchlässig Böden und lieber zu sauer als zu kalkhaltig sein.
Fingerhut pflegen
Der Fingerhut braucht so gut wie keine Pflege. Wichtig ist, ihn an einen halbschattigen Standort mit durchlässigem, nährstoffhaltigen Boden zu pflanzen. Euren Fingerhut pflegen könnt Ihr eigentlich nur, indem Ihr nach der Blüte die Samenstände abschneidet. So könnt Ihr unter Umständen seine Lebensdauer verlängern. Allerdings bilden sich dann auch keine Samen, so dass er sich nicht weiter aussäen kann.
Fingerhut verwenden und mit anderen Pflanzen kombinieren
Der Fingerhut darf in einem romantischen Garten genauso wenig fehlen wie in einem Bauerngarten. Die Farben der Blüten sind nicht kräftig, sondern eher in einem gelben, orangen oder roten Pastellton gehalten und fügen sich daher harmonisch in den Farbreigen anderer Stauden ein, ohne das Blumenbeet zu dominieren.
Aber auch in naturnahen Gärten macht der Fingerhut eine gute Figur. Da er halbschattige Standorte liebt, kann er vor Nadelgehölze – da kommen seine Blüten besonders gut zur Geltung – oder unter lichte Bäumen gepflanzt werden. Er fühlt sich mit Silberkerzen, Elfenblumen, Schaumblüten, Ballonblumen, Farnen oder Gräsern als Nachbarn sehr wohl, da diese Pflanzen ähnliche Ansprüche an Boden und Standort haben wie er. Um eine gute Wirkung zu erzielen, solltet Ihr vom Großblütigen Fingerhut (Digitalis grandiflora) mindestens drei, vom Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) mindestens 10 Pflanzen ins Beet setzen.
Fingerhut aussäen
Fingerhut sät sich auch alleine im Garten gut aus. Allerdings sind die Samen des Fingerhuts sehr klein und werden als „Ballonflieger“ vom Wind und von Tieren verstreut. Wenn Ihr also den Erfolg Eures Fingerhut-Nachwuchses besser kontrollieren und vor allem den Standort der Jungpflanzen bestimmen wollt, solltet Ihr die nächste Generation an Fingerhut-Pflanzen in Töpfen vorziehen. Der beste Zeitpunkt dafür ist im Sommer nach der Blüte, wenn er sich auch in der Natur aussäen würde. Dazu den Samen nur in Anzuchterde andrücken und mit einem Zerstäuber gut feucht halten. Nicht mit einem starken Wasserstrahl gießen, da sonst die etwa 0,5 mm kleinen Samen weggeschwemmt werden.
Wenn sich nach den Keimblättern die ersten Folgeblätter entwickelt haben, müsst Ihr die Pflänzchen pikieren und in kleine Töpfchen pflanzen. Wenn sich die Pflanzen gut entwickelt haben, könnt Ihr sie an ihren endgültigen Standort in den Garten setzen.
Warum der Fingerhut die dicken Hummeln anzieht
Uns erinnert die Form der Blüten des Digitalis an einen Fingerhut. Tatsächlich ist die Blüte eine raffinierte Konstruktion, um Hummeln als Verbreiter der Pollen zu benutzen. Der untere, längere Teil der Blüte ist die Landeplattform für Hummeln. Kleinere Insekten, die ebenfalls vom Nektar naschen wollen, können dort zwar auch landen, aber nicht in den Blütenkelch gelangen, da Sperrhaare sie vom Eindringen abhalten. Für die großen Hummeln stellen diese Härchen aber kein Problem dar und sie können in die Blüte hineinkriechen. Wenn die Hummeln in der engen Blütenröhre zum Nektar krabbeln, streifen sie mit dem Rücken die Staubbeutel und werden mit Nektar beladen.
Und noch einen weiteren Trick hat der Fingerhut, um Hummeln anzulocken. An der Innenseite der Blüten finden sich dunkle, hell umrandete Flecken. Hummeln halten diese für Staubbeutel und werden daher von ihnen angelockt.
Staude oder nicht Staude?
Ja, das ist beim Fingerhut tatsächlich die Frage. Es ist nicht klar, ob es sich beim Fingerhut um eine zweijährige Pflanze oder eine Staude handelt. Das liegt vor allem daran, dass sich die jeweiligen Arten unterschiedlich verhalten können.
Für die Gartenpraxis ist es wichtig, dass die meisten Fingerhut-Arten nach zwei Jahren absterben. Im ersten Jahr erscheint die Blattrosette, im zweiten Jahr blüht die Pflanze und stirbt dann im Winter ab. Oft blüht der Fingerhut aber auch nach einem Rückschnitt nach der Blüte im nächsten Jahr wieder.
Es gibt aber auch Fingerhut-Arten, wie den Englischen Fingerhut (Digitalis X mertonensi) oder den Iberischen Fingerhut (D. thapsi), die tatsächlich Stauden sind. Da sich der Fingerhut aber immer wieder selbst aussät, werdet Ihr in Eurem Garten immer wieder den Fingerhut haben.
Fingerhut in der Medizin
Digitalis ist eine hochwirksame Heilpflanze, aber auch eine starke Giftpflanze. Die Wirkstoffe des Fingerhuts sind Herzglykoside, die den geschwächten Herzmuskel anregen, sich wieder zusammenzuziehen. Mittlerweile ist der die Herzfrequenz senkende Effekt des Digitalis in den Vordergrund gerückt. Wegen der hohen Wirkstoffgehalt seiner Bestandteile wird der Wollige Fingerhut sogar auf Feldern angebaut, um aus seinen Bestandteilen Medikamente herzustellen.
Fingerhut: Vorsicht Gift!
Der Verzehr von allen Teilen des Fingerhuts kann starke Herzrhythmus-Störungen auslösen. Schon der Verzehr von zwei Blättern kann zum Tod führen. Allerdings sollen alle Teile des Fingerhuts so bitter schmecken, dass dies wohl selten passiert.
Auf jeden Fall sollte Fingerhut nicht in Gärten angepflanzt werden, in denen Kinder spielen, um Vergiftungen zu vermeiden.
Hättet Ihr es gewußt?
Die Blüten des Digitalis ist vormännlich. Das heißt, dass sie am Anfang der Blütezeit männlich sind und dann weiblich werden. Da die Blüten von unten nach oben erblühen, sind also die unteren Blüten schon im weiblichen Stadium, während die oberen sich noch im männlichen Stadium befinden. Da nun Hummeln Blüten immer von unten nach oben anfliegen, ist die Bestäubung der Blüten garantiert.
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